Bericht vom 10. TAN 2016 auf dem Taubensuhl

Zum 10. Mal war es soweit: Das familiäre Treffen „Taubensuhler Astronomische Nächte“ fand vom 1. bis 3. April 2016 auf dem Taubensuhl im Herzen der Südpfalz statt.

Und wie es sich für solch einen Anlass gehört, war der Wetterbericht im Vorfeld hervorragend. Freitags wohl noch eine Eingewöhnungsphase, aber Samstags dann sonnig, warm und Nachts klar.

Ausgerichtet wurde das TAN wie bewährt von der Astronomischen Vereinigung Südpfalz e.V. Der Verein ist aus der Sternwarte Bellheim hervorgegangen und betreibt diese.

Aus Anlass des Jubiläums hatten wir halbe Eintrittspreise und eine Tombola im Angebot. Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich bei den Sponsoren Bresser, Astroshop und Baader Planetarium, sowie Spacewalk-Teleskope und dem Teleskopladen für die großzügige Unterstützung.

Am Freitag fanden sich dann schon recht früh die Stammgäste ein. Der positive Wetterbericht änderte sich, wie wir im Nachhinein feststellen konnten, wegen eines Sahara-Sandsturm, fast stündlich – leider nicht zum Besten. Ein klein wenig Beobachtung war auf der Wiese möglich, aber leider hielt die Sicht nicht lange.

Somit konnten die Astronomen zwischen Beobachtungswiese und der Waldwerkstatt wechseln, wo sie von unserem Team hervorragend mit Speis und Trank versorgt wurden. An dieser Stelle super herzlichen Dank an unser Cateringteam Tom, Steffi und Petra. So kann man dann auch frustrierendes Wetter aushalten 

Am Samstag war eigentlich Sonne angesagt, so dass die verschiedenen h-alpha- oder Baaderfolien-Teleskope gierig auf den Einsatz warteten. Und sie warteten….   Leider sollte es dabei bleiben.

So blieb noch die Hoffnung auf eine zumindest teilweise klare Nacht.
Die Zeit bis dahin konnten die ca. 35 Besucher des TANs für spannende Vorträge nutzen. Es gab drei Vorträge von zum Teil zum „Inventar“ des TAN gehörenden Expertinnen und Experten. Im Einzelnen lauschten wir und diskutierten wir mit folgenden Personen zu den aufgezeigten Themen:

Den Anfang machte Helge Baer von der Geo-Station Eifel und unser „gefühltes Ehrenmitglied“. Er entführte uns gewohnt humorvoll und fesselnd in das Thema:Curiosity auf dem Mars – Geologische Ergebnisse“

In seinem Bildervortrag zeigte er Parallelen der Planetengeologie des Mars und der Erde auf. Es gelang ihm zwar nicht, grüne Männchen zu zeigen, aber sehr viele Detailaufnahmen auf dem Mars. So stellte er z.B. anhand dunkler Bereiche auf den Fotos das Vorkommen von Basaltaschen bei der Landestelle fest. Die Sonde ist seit 4 Jahren unterwegs – zum Aeolis Mons. Durch Vergleiche mit dem Mauna Kea auf Hawaii zeigten sich vergangene vulkanische Aktivitäten auf dem Mars.

Weiterhin wurden Sedimente sowie vulkanische Gänge, mit der Helges Heimat Eifel vergleichbar, entdeckt. Die Strukturen weisen auf Wasser und Staub = Schlamm in den Ritzen hin.
Unter der obersten roten Schicht ist die Oberfläche des Mars eigentlich grau. Es sind kleine runde Kiesel vorhanden (Konglomerate). Was schließen wir und Helge daraus? Rund geht natürlich nur mit Wasser.
Proben der Sonde haben sehr viel Eisen, Magnesium und Silikate festgestellt.
Auf der Oberfläche befinden sich Mineraladern, diese sind vergleichbar mit Steinen an Flüssen auf der Erde. Die Atmosphäre besteht zu einem sehr großem Teil aus Kohlendioxid und hat einen Druck von 7 mbar. Man hat auch Methan gefunden. Woher kommt das? Gibt es Kühe auf dem Mars oder hat es doch einen chemischen Ursprung?
Diese Frage bleibt offen.

Die Yellowknife Bay deutet auf einen Bachlauf mit 4m Breite hin. Summa summarum ist sehr viel Parallelität mit der Erde festzustellen und es gab Wasser in großen Mengen auf dem Mars.

Wir dürfen gespannt sein, wie es mit der Mission weitergeht und freuen uns auf einen Update zu diesem oder einem anderen Thema von Helge Baer beim 11. TAN in 2017. Mehr Details findet man auf www.marspages.eu

Den Anwesenden blieb nach diesem tollen Vortrag, den Helge mit Exponaten untermalte, nicht mehr sehr viel Zeit zum Verdauen der Materie. Der nächste Vortrag bahnte sich an:

Dr. Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg fesselte und mit „Neuem aus der Welt der Exoplaneten.“

Zum Einsteig stellte sie den aktuellen Status Quo dar:
Es sind ca. 2000 Exoplaneten bekannt. Die IAU hat beschlossen, den Exoplaneten Namen zu geben. So heißt zum Beispiel „55 Cancri e“ nun „Janssen“ und der Stern 55 Cancri „Kopernikus“. An diesem Beispiel (8-fache Erdmasse, doppelter Durchmesser, 2400/1100 Grad, 40Lj,Gestein, Atmosphäre mit Wasserstoff) wird dargestellt, wie man die Daten ermittelt. Das Beispiel ist deshalb relevant, weil ein solcher Planet sehr außergewöhnlich ist.

Nun stellten sich die Teilnehmer die Fragen

Woher weiß man das? Wie entdeckt man die?

Carolin lieferte umfassende Antworten inkl. Hintergründe und wissenschaftlichen Belegen. Einige Beispiele:
* Wenn Planeten selbst leuchten, weil sie z.B. jung sind, kann man im Infrarot Nachweise finden.
Die Gravitationswirkung des Planeten auf den Stern kann man über Astrometrie messen.
Anhand der keplerschen Gesetze kann man anhand der Schwankung Berechnungen anstellen. Allerdings nicht sehr präzise.
Mit Gaia wird es möglich sein, auch unter einer Millibogensekunde Nachweise von Planeten zu bekommen. Damit hatte Carolin auch den Link zum Vortrag von Dr. Ulrich Bastian beim letzten TAN hergestellt.
Weitere Methoden mittels der Spektroskopie (Dopplereffekt) werden anschaulich dargestellt Die Verschiebung der Wellenlänge ist auch in den Frauhofer-Linien sichtbar, wenn ein Planet sich auf uns zu oder wegbewegt. Der Dopplereffekt kommt vom Stern.
51 pegasi 5 hat eine Entfernung von 0,05 AE bei 4,3 Tagen Umlauf und ca. 1000 Grad. Die Masse ist 0,47 x Jupiter (m sin i = 0,47 M(J)). Das führt die Frage auf: Wie passt das zu gängigen Planetenentstehungs-Theorien?
Eine weitere Methode ist die Radialgeschwindigkeitskurve. Mit all ihren Unwägbarkeiten.

Durch verschiedene parametrierbare Simulationen wird die Präsentation aufgelockert und auch für Laien anschaulich dargestellt.

Abschließend anhand einiger Statistiken ging Carolin auf die Transitmethode ein, die den Durchbruch in der Planetenforschung gebracht hat.

Durch Planetentransits kann man durch die Lichtreflektion (Albeido) auf die Atmosphäre schließen.

Zur Abrundung des klasse Vortrags werden noch diverse Alternativen zum Entdecken von erdähnlichen Planeten angerissen: Größerer Stern, Planet weiter weg; kleiner Stern (brauner Zwerg), Planet näher dran; Atmosphäre. Wichtig ist, dass es keine gebundene Rotation gibt.

Alles mit dem Ziel: Auf der Suche nach einem erdähnllichen Planeten in einer habitablen Zone.

Im Nu war die Zeit vergangen und die Teilnehmer hatten eine kleine Pause verdient.

Den Abschluss bildete Christian Busch, auch bekannt als ambitionierter Hersteller von hochwertigen Teleskopen. Er referierte sehr informativ und ausführlich über Doppelsterne und DeepSky Objekte in diversen Katalogen. Dabei hatte er eine wunderbare Präsentation mit vielen Bildern dabei, die man verbal schlecht beschreiben kann.

Bei dem Autor dieser Zeilen ist unter anderem hängen geblieben, dass es neben M, NGC und IC noch einige weitere Kataloge mit interessanten Beoachtungsobjekten gibt. Christian fokussierte sich auf Objekte für Teleskope jenseits der 10 Zoll, die damit dem geneigten Autor und seinem billigen 8-Zöller verborgen bleiben. Allerdings nicht den meisten Teilnehmern, die den lebhaften und sehr persönlichen Vortrag als Input für den Beobachtungsabend nahmen…

… der dann leider nicht stattfand, da es kaum klare Momente in der Nacht gab. Wir konnten daher nur mit bloßem Auge einige Minuten beobachten. Wenigstens waren Jupiter, und einige Sterne kurz zu klar zu sehen. Außerdem hatten wir eine Sternschnuppe, einen Iridium flare und einen sehr langen und hellen Durchgang der ISS in den wenigen Minuten einigermaßen klaren Himmels zu sehen.

Aber es gab noch ein Highlight: Die Tombola. Glücksfee Petra zog die Preise, jeder Teilnehmer hat einen Preis gewonnen. Von kleinen Bastelbögen über Solar-MP3-Player, Solarrucksäcken , kleinen Bresser-Ferngläsern für Kinder ging es weiter über FirstScopes (Tischnewtons), einem Bresser-Hunter-Set bis zu einem sehr wertigen Zelt. Dank der Sponsoren Bresser, astroshop und Baader Planetarium gab es das eine oder andere glückliche Gesicht. Außerdem wurde vom Teleskopladen eine flatfield-Folie zur Verfügung gestellt. Auch Christian Busch mit spacewalk-Telescopes stellte einen Gutschein zur Teleskop-Vermessung zur Verfügung.

Da der Himmel leider immer noch nicht mitspielen wollte, standen schließlich am Samstag Abend in geselliger Atmosphäre Fachkunde und nette Gespräche auf der Agenda.

Am Sonntag nach einem ausgiebigen Frühstück hieß es dann: Packen und auf Wiedersehen beim TAN 2017.

Fotos sind in unsere Gallerie zu finden: Hier

Ein Vortrag steht übrigens schon fest: Unser regelmäßiger Teilnehmer Wolfgang H. möchte über seine Erfahrungen zur Tageslicht-Astronomie berichten.

Wir freuen uns sehr darauf!